Querdenkerkultur im Unternehmen: So kann der Wandel gelingen

24.11.2020.

Anne M. Schüller

Die Spielregeln der Wirtschaft werden nie mehr die alten sein. Nun zeigt sich, wer durchstartet und wer ins Trudeln gerät. Nur Anbieter, denen es gelingt, immer wieder gutes Neues in den Markt zu bringen und die zunehmende Digitalisierung zu nutzen, werden fortan mithalten können. Wer dabei auf die Initiativen interner Querdenkenden setzt, legt Trittstein in die kommende Zeit.

Überall auf der Welt definieren Visionäre gerade das Mögliche neu. Bahnbrechende Innovationen kommen wie aus dem Nichts. Mutige neue Anbieter mit unverbrauchten Ideen schieben sich immer weiter nach vorn. Sie erwirtschaften Megaumsätze mit Technologien, die es vor wenigen Jahren noch nicht einmal gab. Sie denken und handeln „quer“ – nicht nur im Kleinen, sondern auch im ganz Grossen. So besetzen sie die Geschäftsfelder der Zukunft und werden ganze Industrien verändern.

Neuerungen können aber nur dort gelingen, wo es die passenden organisationalen Strukturen und ein querdenkerfreundliches Mindset gibt. Denn ganz ohne Zweifel: Wer die Zukunft erreichen will, braucht neue Ideen. Andere Ideen. Bessere Ideen. Kühne Ideen. Ideen, die bislang noch nicht gedacht worden sind. Viele solcher Ideen. Ein zaghaftes Auffrischen von Bestehendem reicht dabei nicht aus. Tiefgreifende Veränderungen sind vielerorts nötig, oft steht ein komplettes Umkrempeln an.

Weshalb interne Querdenker so überaus wertvoll sind

Interne Querdenker werden bisweilen auch Organisationsrebellen genannt. Oft sind sie die ersten, die instinktiv merken, wenn in der Firma was aus dem Ruder läuft. Sie sprühen vor Ideen, wie man das, was in die Jahre gekommen ist, besser machen könnte, sollte und müsste. Sie sind Wachrüttler, Infragesteller, Andersmacher, Vorwärtsbringer, Übermorgengestalter, Helfershelfer auf dem Weg in die Zukunft, Lotsen in die kommende Zeit. Sie ehren das Gute und plädieren zugleich für das bessere Neue.

Sie reden Klartext, wenn sie Verfahrensweisen aufgespürt haben, die aus der Zeit gefallen sind. Sie brandmarken alles, was für Kollegen und Kunden eine Zumutung ist. Sie sind offen für Fortschritt und treiben mit frischem Wind den Wandel voran. Die „heiligen Kühe“ packen sie bei den Hörnern. Sie wagen sich dorthin, wo noch niemand vor ihnen war. Sie kämpfen sogar gegen Windmühlen an. Und all das tun sie, weil ihre Firma ihnen wirklich am Herzen liegt. Wenn man sie doch nur machen liesse …

Wer Querdenker mundtot macht, lebt gefährlich

Querdenker muss man fliegen lassen. Wer ihnen die Flügel stutzt, nimmt ihnen genau die Power, die sie so wertvoll macht. Denn ja, Querdenker sind unbequem, weil sie sich von dem, was als Usus gilt, nicht bändigen lassen. Sie unterwerfen sich nicht dem Gruppenzwang und parieren nicht auf Kommando. Gottseidank. Konformismus scheint zwar auf den ersten Blick praktisch, doch in Wahrheit ist er äusserst gefährlich, weil das Kritikvermögen versandet und eigenes Denken verebbt– oft der Anfang vom Ende.

Als Erfüllungsgehilfen sind Querdenker kaum zu gebrauchen. Sie folgen nicht dem üblichen Trott, sondern hinterfragen die Dinge. Vor allem die, die man „immer schon so gemacht hat“. Und auch die, die „historisch gewachsen“ sind. Denn das, was gestern gut und richtig war, war zwar gestern richtig und gut. Das muss aber noch lange nicht für die Zukunft so sein. Mehr vom Gleichen ist, sobald es veraltet, katastrophal. Veraltet ist es aber nicht selten nur deshalb, weil man Querdenker nicht zu Wort kommen lässt.

Was passiert, wenn man eingefahrene Abläufe stört

Wahre Querdenker haben Mut, Biss und Tatendrang, ja sogar richtig Zivilcourage. Sie verteidigen heftig, wofür sie stehen, doch nicht selten stehen sie damit allein. Das muss man aushalten können. Insofern brauchen Querdenker ein dickes Fell und einen langen Atem. „Sonderlinge“ werden sie gerne genannt. Sie werden abgekanzelt und ausgegrenzt. Ihre Ideen werden lächerlich gemacht, als unausgegoren verunglimpft oder als wirr beiseitegeschoben. Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man Querdenker ist.

Denn tradierte Unternehmen sind autoritäre Systeme. Karriere wird dort durch Anpassung gemacht. Anreizsysteme sorgen für die richtige Richtung. Wer seine Arbeit „at target, on budget, in time“ erledigt, eine Punktlandung auf vorgegebene Ziele schafft und Verfahrenstreue beweist, wird mit Boni und anderen Goodies belohnt. Wer sich hingegen querstellt, wer die eingefahrenen Abläufe stört, strikte Vorgaben missachtet und sich dem firmeninternen Verhaltensprotokoll widersetzt, wird sanktioniert.

Sind firmeninterne Querdenker also wirklich erwünscht?

Es ist schmerzlich, ausgestossen zu werden und keine soziale Wertschätzung für seine Ideen zu erhalten. Menschen brauchen die Nähe, den Schutz und die Geborgenheit einer Gemeinschaft. Isolation gehört zu unseren schlimmsten Ängsten. Dann lieber angepasst und besser kein Aussenseiter, denken sich viele. Wer Ausgrenzung nicht verträgt, für den sind die Konventionen eines Kollektivs das kleinere Übel. Deshalb lassen so viele, obwohl sie durchaus Potenzial dafür hätten, am Ende das Querdenken sein.

Querdenker werden eben oft nicht gemocht. Kaum sagen sie was, verdrehen viele die Augen: Der/die schon wieder mit seinen/ihren komischen Ideen. Womöglich glauben Querdenker irgendwann selbst, dass mit ihnen „etwas nicht stimmt“. Oder sie werden ganz still, weil sie eh nichts verändern können. Die Kollegen beobachten das und machen es dann genauso. Resignation und Lethargie stellen sich ein. Damit ebbt jede Initiative von allen ab. So sterben selbst die grössten Ideen. Ein teures Schweigen.

Was dann passiert, wenn niemand aus der Reihe tanzt

Dort, wo Konformismus erwünscht ist, gibt es niemanden, der mal aus der Reihe tanzt. Müssen die Beschäftigten den vorbestimmten Abläufen folgen, tun sie eben nur das. Gegenüber den Kunden klingt das dann so: „Tut mir leid, mir sind die Hände gebunden, ich kann da nichts für Sie tun.“ Oder so: „Ich weiss, das ergibt keinen Sinn, ist aber hier so gewollt.“ Oder auch so: „Ich würde ja gern, steht aber nicht in meiner Stellenbeschreibung.“ Das ist boshaft? Nein, der Mitarbeitende hat keine andere Wahl.

„Sie halten sich gefälligst an meine Anweisungen!“, klingt es ihm von seinem Chef noch im Ohr. „Zerbrechen Sie sich über meine Angelegenheiten mal nicht Ihr hübsches Köpfchen!“, schallt es einer regen jungen Kraft entgegen. „Das ist nicht Ihre Baustelle, was mischen Sie sich hier ein!?“, hat sie von der Nachbarabteilung schon mehrmals gehört. All das ist bitter, weil sie ganz genau weiss: Mies behandelte Kunden suchen heute ruckzuck das Weite. Und im Web erzählen sie allen, warum das so ist.

Besser: Mitarbeitende fürs Mit- und Querdenken belohnen

Hört man sich in herkömmlichen Unternehmen um, stellt man weitläufig fest, dass viele den Mut zum Querdenken längst verloren haben. Oder aber: Sie verlassen das Unternehmen, um eine Firma zu finden, die Querdenker wirklich schätzt. Die Mutigen machen sich selbstständig. „Ich war ein Querdenker. Das hat mich den Job gekostet. Nun werde ich meine Ideen selbst umsetzen“, schreibt mir ein Leser. Viel wertvolles Potenzial geht so verloren – und man macht sich seine Ex-Querdenker zur Konkurrenz.

Mein Fazit: Wer für Nonkonformismus einen Preis zahlen muss, wird kaum jemals wagen, Althergebrachtes mutig in Frage zu stellen. Man duckt sich weg, stellt das Denken ein, sein Gewissen ab, zuckt teilnahmslos mit den Schultern – und macht desinteressiert, was verlangt wird. Was ist also zu tun? Wer unternehmerisch mitdenkende Beschäftigte und neues Gedankengut favorisiert, um den Sprung in die Zukunft zu schaffen, wird eine ertragreiche Querdenkerkultur etablieren – und seine Mitarbeitenden nicht für Konformität, sondern fürs Mit- und Querdenken belohnen.

Das Buch zum Thema: Querdenker verzweifelt gesucht: Warum die Zukunft der Unternehmen in den Händen unkonventioneller Ideengeber liegt

Anne M. Schüller Management Consulting

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