Ein entscheidender Impuls

14.05.2020.

Stefan Adelmann | crn.de

 

Quelle: crn.de

Die Corona-Krise lässt die Nachfrage nach Homeoffice-Lösungen explodieren. Dieser Effekt könnte auch die aktuelle Ausnahmesituation überdauern und den Grundstein für langfristige Digital-Workplace-Projekte legen. Diese bleiben aber weiterhin beratungsintensiv – und sind daher eine wichtige Chance.

Vor wenigen Monaten war das Stimmungsbild noch eindeutig. Deutschland und Homeoffice? Hier sei die Bundesrepublik ein »Entwicklungsland«, und das seit vielen Jahren, so die einhellige Meinung. In den letzten Wochen musste es dann aber doch wesentlich schneller gehen. Aufgrund der Kontakt- sowie Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie sollten alle Unternehmen ihre Mitarbeiter, wo möglich, in die Heimarbeit entsenden. Rückblickend stellte sich dieser Schritt in vielen Betrieben als organisatorisches Meisterstück heraus, war es doch vielerorts nötig, nicht nur die technischen Voraussetzungen zu schaffen, sondern auch die Prozesse an die neuen Anforderungen der dezentralen Arbeit anzupassen – und das teils innerhalb weniger Tage. »Viele Unternehmen und Mitarbeiter haben von jetzt auf gleich ihren Büroarbeitsplatz verlassen müssen«, berichtet Thomas Schlebach, Competence Center Consulting beim Systemhaus BVG. Gleichzeitig sahen aber nach wie vor 45,7 Prozent der Teilnehmer einer kürzlich durch den Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) durchgeführten Umfrage ihren Arbeitgeber nicht in der Lage, das Konzept Homeoffice auch technisch abzubilden.

Lieferengpässe bei Homeoffice-Produkten

Dass hier zahlreiche Unternehmen über Nacht nachrüsten mussten, das zeigte sich dann auch in den Abverkäufen im Channel. Die Nachfrage nach Hardware-Produkten rund um mobile Arbeit und Homeoffice – wie Notebooks, Webcams und Headsets – stieg rapide an, die teils deutlich verlangsamten Lieferprozesse aufgrund der weltweiten Pandemie taten ihr Übriges, um hierzulande für das eine oder andere leere Lager und Engpässe zu sorgen. »Viele Unternehmen haben bemerkt, dass sie Mitarbeiter mit ihrem Desktop nicht ins Homeoffice schicken können«, berichtet Gerit Günther, Head of Commercial Channel Sales bei Acer. So habe nicht nur die Nachfrage nach Notebooks, sondern auch nach Displays für Homeoffice-Arbeitsplätze merklich angezogen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei entsprechenden Anwendungen ab. Collaboration-Tools wie Microsoft Teams, Webex oder Zoom haben in den vergangenen Wochen gewaltige Sprünge der Nutzerzahlen verzeichnet, die so manchen Server in die Knie zwangen. »Eine wahnsinnige Entwicklung, wir sehen bei Teams aktuell einen Zuwachs von bis zu 800 Prozent täglich«, so Certnet-Geschäftsführer Dirk Hildebrand kürzlich gegenüber CRN (Ausgabe 8/2020).

Mit Blick gen Zukunft stellt sich für viele Anbieter der ITK-Branche jetzt die Frage, ob es sich bei diesem Boom um rein punktuelle Effekte handelt, oder ob die neuen Anforderungen ein wichtiger externer Impuls sind, um nicht nur das Konzept Homeoffice in Unternehmen jeder Größenordnung zu verankern, sondern langfristig auch der Idee »Digitaler Arbeitsplatz« zum umfassenden Erfolg zu verhelfen. Der Digital Workplace stellt mit seinen vielen vernetzten Bausteinen – von Collaboration-Anwendungen über mobile Endgeräte bis hin zu entsprechenden Cybersecurity-Lösungen – die unerlässliche technische Basis für eine flexible, mobile und zukunftsorientierte Arbeit dar, hat nichtsdestotrotz aber vor allem im KMU-Umfeld in den vergangenen Jahren allenfalls langsam an Fahrt gewonnen. Die Gründe für diesen zähen Prozess sind vielfältig, wie Martin Holzner, Vorstand des IT-Dienstleisters IF Tech, im Gespräch mit CRN erläutert. Bei manchen Unternehmen sei es die Angst um die Sicherheit ihrer Daten, bei anderen ein generelles Zögern, was Veränderungen angeht. »Einige befürchten, die Mitarbeiter würden im Homeoffice weniger produktiv arbeiten. Insgesamt fehlt aber dann oft das Bewusstsein für die großen Chancen, die ein digitaler Arbeitsplatz bietet und welche Effizienzsteigerungen dadurch möglich sind.«

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